Die Geschichte des Islandpferdes



Im folgenden möchten wir euch einen Blick in die Geschichte der Islandpferde werfen lassen:

Im Jahre 300 nach Christi Geburt entdeckten die Römer Island und 600 nach Christi Geburt ließen irische Mönche sich auf Island nieder.

Im 8.Jahrhundert verließen norwegische Bauern ihre Höfe und machten sich mit Drachenbooten auf die Suche nach neuem Land.

Ingolfur Arnason steuerte mit einigen wenigen Anhängern die Insel Island an, die kaum bewohnt war. Er hatte Norwegen verlassen, um der Herrschaft des Königs Harald Schönhaar zu entgehen. Durch den begrenzten Platz auf den Wikingerschiffen wurden nur die besten Tiere mitgenommen.

Im Landnahmebuch, welches Aufschluß über die ersten Siedler Islands gibt, wird auch die Geschichte des ersten in Island geborenen Fohlens beschrieben.

Neben Vieh, Sklaven und Hausrat hatten die Wikinger auch ihre Pferde, Germanenponys, die klein, kräftig und ausdauernd waren, mitge-nommen. Von Raubzügen in England brachten sie die leichten Keltenponys mit, welche die Wikinger mit den Germanenponys kreuzten. Die Nachfahren der Keltenponys konnten allerdings aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit nur auf der nördlichen Inselhälfte existieren. Die heutige Rasse Islandpferd entwickelte sich aus der damals vorhandenen, gemischten Population nordischer Pony- und mitteleuropäischer Pferderassen.

Vermutlich gelangten trotzdem einige Pferde mit einem Schuss Vollblut oder iberischem Einschlag nach Island. Historische Texte deuten darauf hin, dass jedoch auch einzelne Vollbluthengste ihre Gene in Island weiter vererbten. Und manch edler Islandpferde-Kopf kann eine Ähnlichkeit zu Pferden des südlichen Steppentyps nicht leugnen.

 

Island wurde zur neuen Heimat von Mensch und Tier mit eigenen Regeln und Gesetzen.

Mit der Gründung des Althings in Thingvellir auf Island treffen sich seit dem Jahre 930 alle bedeutsamen Männer des Landes um Gericht zu halten und wichtige Entscheidungen zu treffen. Sie kamen aus allen Teilen des Landes auf ihren prachtvollen Pferden geritten, um an den zweiwöchigen Versammlungen teilzunehmen.

Es wurden nicht nur Gesetzte erlassen, Strafen verkündet, Verbrechen gerichtet, sondern es wurde auch Handel betrieben, es fanden Pferdemärkte und Pferdewettkämpfe statt.

1592 wurden die oft recht grausamen Hengstkämpfe durch eine Synode des Klerus verboten. Der letzte schriftlich belegte Hengstkampf in Island fand 1623 statt.

Hier wurde beispielsweise auch das Gesetz über das Einfuhrstop für Pferde erlassen, das zu der beinahe 1000-jährigen Isolationszucht führte, der die Rasse soviel zu verdanken hat.

Ein Islandpferd, dass die Insel verlässt, darf nicht mehr zurück. Sinn des Einfuhrverbotes war es, Krankheiten fern zu halten.

Für die Pferderasse bedeutet es 1000 Jahre Reinzucht. Trotzdem haben sich unterschiedliche Typen herausgebildet: Im Norden Islands ein leichteres, freundlicheres Pferd für den Reitsport gezüchtet, im Süden ein schweres, hartes Pferd mit schwierigerem Charakter und eher für die Fleischproduktion vorgesehen.

 

Von Anfang an spielte das Islandpferd bei der Besiedelung und im Alltag, aber auch in der Religion und in den Geschichten der Siedler Islands eine zentrale Rolle. Nur per Pferd konnten die Bewohner das weitläufige Land erkunden. Reisen über das Hochland bewältigen oder Schafe treiben.

Doch das Pferd ist weit mehr als nur ein Arbeitstier. Es faszinierte seine Reiter mit Ausdauer, Mut, Schnelligkeit und Schönheit. Das Pferd fand Einzug in Sagen, Gedichten und Liedern und es galt sogar als heilig.

 

1783 fand der größte Vulkanausbruch im Süden der Insel statt. Er verminderte den Pferdebestand Islands von 32000 auf 8500. Die Tiere starben dabei weniger durch direkte Vulkanwirkung, sondern vielmehr an der Weidevergiftung durch den Ascheregen. Wetterstürze, Schneestürme und Nebel taten das übrige, um den Bestand der Rasse zu dezimieren. Aus den verbleibenden Pferden, darunter 3.000 Stuten, entwickelte sich die heutige Population von ca. 80.000 Pferden auf Island.

 

Den Beginn der Industrialisierung bezeichnen viele Isländer heute als eine Zeit, in der die »Wikingpferde, die einst die Dichter beflügelt hatten, tiefe Erniedrigung ertragen mußten«.

Die einst stolzen und temperamentvollen Pferde mußten Karren ziehen und Eis für die Fischdampfer schleppen. Man brauchte sie zum Entladen der Schiffe, und schließlich wurden sie selbst in dunklen Schiffsladeräumen ins Ausland transportiert, wo sie, oft erblindet, unter der Erde Kohlenlasten zogen.

Der erste nachgewiesene »Großexport« von Pferden aus Island wurde im Jahr 1851 nach England getätigt. Zwischen 1880 und 1920 blühte der Handel mit Arbeitstieren für die Kohlegruben der aufstrebenden Industrienation Großbritannien auf. Bis zu 3000 Pferde wurden im Jahr verschafft. Nach 1920 exportierte Island einige Tiere nach Grönland, wo sie zunächst als Transport- und später als Nahrungsmittel für Expeditionen dienten. Im Jahr 1946 erfolgte ein Großexport von 1200 Pferden nach Polen. Sie wurden dort zur Blutauffrischung in der polnischen Kleinpferdezucht eingesetzt.

Auch in Island kam die Zeit, in der es schick war, ein Auto zu besitzen. Trotzdem nahm man zur Sicherheit immer noch Pferde mit, um das Automobil aus Flüssen und Sumpflöchern herauszuziehen. Bis auf wenige Ausnahmen standen die Isländer in dieser Zeit ihren Pferden und deren Qualitäten gleichgültig gegenüber.

Als es jedoch nichts mehr Besonderes war, über ein motorisiertes Vehikel zu verfügen, gab es plötzlich den einen oder anderen in Island, der sich auf die glorreiche Vergangenheit besann.

Das Pferd wurde erneut zum Statussymbol, das Reiten zum Volkssport. Man gründete Vereine, führte Körungen ein, achtete auf fachgerechtes Zureiten und hielt »Hestamót« (Pferdetreffen) ab. Heute gibt es auf der Insel viele Vereine, in denen etwa 7000 Reiter organisiert sind.

Die Reitervereine Islands sind im »Nationalen Reitclub-Verband« zusammengeschlossen. Dieser Verband organisiert, zusammen mit der Landwirtschaftskammer Islands, alle vier Jahre das weit über Island hinaus bekannte Landestreffen der Pferdezüchter und -reiter: Das Landsmót.


1950 fand das erste Landsmót an der historischen Thingstätte der Isländer, in Thingvellir, statt.

 

Seither ist das Treffen zu einer festen Einrichtung geworden.

Es findet alle vier Jahre, immer im Wechsel, einmal im Norden und einmal im Süden des Landes, statt.


 


Als Reitpferd wurde der Isländer in der Bundesrepublik erst nach dem Zweiten Weltkrieg populär.Vor dem Jahr 1950 gab es in der Bundesrepublik nur wenige private Liebhaber der importierten Islandpferde. Seitens der Fachleute fand die kleine, struppige Rasse mit den komischen Gängen anfangs wenig Freunde und Gönner.

 

Im Juni 1968 wurde aus dem Deutschen Pony Club e. V. die Island-Pferde-Züchter und Besitzervereingung e. V. (IPZV). In den kommenden Jahren bemühten sich die Freunde des Islandpferdes intensiv, eine für ihre Rasse geeignete Form des Turnierreitens zu entwickeln.

1970 wurden vom damaligen IPZV-Sportwart Walter Feldmann die ersten Töltmeisterschaften auf der ovalen Aschenbahn ausgetragen. Ebenfalls 1970 fanden die ersten Europameisterschaften für Islandpferde in Aegidienberg statt. Die teilnehmenden Länder waren damals Island, Dänemark, Schweiz, Österreich, die Niederlande und die Bundesrepublik. Die IPZV ist heute der FN (der Deutschen Reiterlichen Vereinigung) kooperativ angeschlossen. Es wurde ihr das Recht eingeräumt, eine eigene Prüfungsordnung für Sport- und Zuchtpferde, eine eigene Ausbildungsordnung für Sport- und Materialrichter, für Übungsleiter (Trainer B) und Reitlehrer (Trainer A) sowie für die Reitabzeichenprüfungen auszuarbeiten. Alle diese Regularien sind in der IPO (angelehnt an die LPO) festgehalten. Außerdem verfügt die IPZV über eine eigene Vereinsstruktur mit Ortsvereinen, Landesverbänden und Dachverband.


Quellenangabe:

https://www.lehrer.uni-karlsruhe.de/~za433/historie.html

https://de.wikipedia.org/wiki/Islandpferd

https://www.taktklar.de/go/portrait/portrait3.htm

Buch: Islandpferde Reitlehre von Andrea-Katharina Rostock und Walter Feldmann